Heute gilt Hollywood als Inbegriff der Traumfabrik. Doch kaum jemand erinnert sich daran, dass dieser Mythos seinen Ursprung in einem ganz anderen Ort hatte: West Orange, New Jersey, wo Thomas Edison sein Filmstudio betrieb.
Edison war ein genialer Erfinder, aber auch ein knallharter Geschäftsmann. Er ließ sich nahezu alle technischen Grundlagen des frühen Films patentieren: die Kameras, die Projektoren, sogar den Filmtransport. Wer Filme drehen wollte, musste Lizenzgebühren zahlen – oder sich mit Edisons Anwälten anlegen. Und die waren gefürchtet.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründete Edison die Motion Picture Patents Company (MPPC), besser bekannt als „Edison Trust“. Dieser Trust kontrollierte fast alles: die Filmproduktion, den Verleih und den Verkauf von Filmmaterial. Wer sich nicht an die Regeln hielt, bekam Besuch von Edisons Kontrolleuren – oder schlimmer: von Schlägertrupps, die Kameras zerstörten und Drehorte lahmlegten.
Für viele unabhängige Produzenten war das eine Katastrophe. Aber sie fanden einen Ausweg: den weiten Weg nach Kalifornien. Dort, am Rande von Los Angeles, war man nicht nur geografisch weit genug von Edisons Einfluss entfernt, sondern fand auch perfekte Bedingungen: Sonnenschein fast das ganze Jahr, vielfältige Landschaften, billiges Land – und die Möglichkeit, notfalls über die nahe Grenze nach Mexiko zu fliehen, falls doch einmal Anwälte auftauchten.
So entstand ein kleines Filmemacherdorf in einem damals unscheinbaren Vorort namens Hollywood. Aus der Flucht vor Edisons Patenten wuchs das, was später zur größten Filmindustrie der Welt wurde. Ironischerweise schuf also ausgerechnet Edisons strenger Kontrollwille die Freiheit, die Hollywood berühmt machte.
Die Geschichte klingt fast wie ein Filmstoff selbst: ein übermächtiger Erfinder, findige Rebellen, eine Flucht ans andere Ende des Landes – und das Happy End in Form des goldenen Zeitalters des Kinos.

